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Hat der deutsche Maschinen- und Anlagenbau die Digitalisierung verschlafen?

Lesedauer: 3 Minuten 06.12.2022 Aktuelles & Trends

Heutiges Produktivitätsniveau der Industrie auf dem Stand von 2011

Bereits seit einigen Jahren beschäftigen sich Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland mit der Digitalisierung ihres Produkt- und Serviceportfolios, um auch neue Geschäftsmodelle zu erschließen. Vielfach wurde in Ressourcen für den Auf- und Ausbau der digitalen Infrastruktur investiert und verschiedene innovative Ansätze und Konzepte ausprobiert, doch die Gemengelage in der Branche bleibt unübersichtlich und herausfordernd. Es zeichnet sich branchenweit noch kein Durchbruch im Geschäft mit digitalen Lösungen ab – trotz vielfältiger Anstrengungen und Investitionen.

Aktuelle Studien, unter anderem des VDMA, zeigen sogar, dass es trotz hoher Softwareinvestitionen einen negativen Produktivitätseffekt gibt. Eine Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen von unserem Geschäftsführer Business Development und VDMA-Vorstand für Software und Digitalisierung, Michael Finkler, der deutlich wird und sagt, dass das heutige Produktivitätsniveau der Industrie sich gar auf dem Stand von 2011 befindet. Die Produktivität im Maschinenbau ist trotz hoher Auslastung gesunken und die meisten Unternehmen sind in Sachen Digitalisierung kaum vorangekommen. Null Produktivitätsfortschritt nach zehn Jahren Industrie 4.0 – das sind zehn verlorene Jahre.

michael-finkler-02180_rund Michael Finkler, Geschäftsführer Business Development und VDMA-Vorstand für Software und Digitalisierung

Doch Krisen, wie beispielsweise die COVID-19-Pandemie, zeigen deutlich, wie wichtig Digitalisierung ist. Unternehmen, die bereits vor der Pandemie in den Auf- und Ausbau ihrer digitalen Kompetenzen investiert haben, fiel es während der Krise deutlich leichter, Kunden mit (Remote) Services zu bedienen, Lieferketten im Blick zu behalten, Lagerstände intelligent zu verwalten und den Anlagenbetrieb zu optimieren (vor allem hinsichtlich Inbetriebnahme und Wartung).

Was hält also Maschinen- und Anlagenbauer noch davon ab, an digitalen Plattformen und Mehrwertdiensten zu partizipieren und den Markt digital weiterzuentwickeln? In der McKinsey Studie im Auftrag des VDMA werden als größte Hürden fehlende Geschäftsmodelle, eine zu geringe strategische Relevanz und fehlende Standards angesehen.

Umdenken ist gefragt

Es ist ein deutliches Umdenken der Maschinen- und Anlagenbauer hinsichtlich der Digitalisierung der Industrie gefragt. Entscheidend ist nicht mehr nur, wer Maschinen und Anlagen mit der größtmöglichen technischen Finesse bauen kann, sondern auch, wie sich über das Angebot einer konkurrenzfähigen Maschine hinaus ein größtmöglicher Mehrwert für den Kunden generieren lässt. Bei der Entwicklung digitaler Lösungen wie Plattformen und Mehrwertdienste muss in erster Linie der Kunde im Mittelpunkt stehen. Darüber hinaus sollten Unternehmen in vielerlei Hinsicht neue Wege beschreiten: zum Beispiel mit Wettbewerbern kooperieren oder industriespezifische Konsortien einrichten.

Um langfristig ihre Schlüsselposition erhalten und von ihrer Prozessnähe sowie ihrem tiefen Anlagen-Know-how profitieren zu können, müssen Maschinen- und Anlagenbauer jetzt die Weichen für die digitale Zukunft stellen. Sie laufen sonst Gefahr, technologisch endgültig den Anschluss zu verlieren. Mittel- und langfristig wird der Maschinen- und Anlagenbau eine attraktive Branche bleiben, doch sie steht vor erheblichen Veränderungen. Unternehmen müssen erkennen, dass digitale Plattformen und Mehrwertdienste bereits jetzt mehr sind als nur eine digitale Ergänzung ihres bisherigen Geschäfts und in wenigen Jahren wettbewerbsentscheidend sein könnten. Das heißt jedoch nicht, dass Unternehmen zwingend eigene Plattformen oder eine breite Palette verschiedener Mehrwertdienste entwickeln müssen, um erfolgreich zu sein. Wichtig ist, wann und in welchen Bereichen sie Standards vorantreiben beziehungsweise einsetzen wollen, um eine höhere Kompatibilität zu bestehenden Systemen zu erreichen. Zudem muss sichergestellt werden, in welchen Bereichen es sich lohnt, fokussierte Mehrwertdienste zu entwickeln, die den Endkunden quantifizierbaren Nutzen bringen. Unternehmen, die zügig damit starten, werden am ehesten wettbewerbsfähig bleiben und sich gegenüber neuen Marktteilnehmern behaupten – national und international. Daher sollten sie jetzt die richtigen strategischen Maßnahmen ergreifen, um sich für das digitale Zeitalter in der Branche zu rüsten.

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